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*+* Romy Hausmann: „Marta schläft“ *+*

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»Hab dich. Und jetzt spielen wir. Wir spielen: Gericht.«

Nadja, die nach einem fragwürdigen Prozess eine Haftstrafe verbüßt hat, ist seit einigen Jahren wieder frei. Aber ist sie es wirklich? Völlig unerwartet hat man sie nun erneut wegen Mordes im Visier – aber unter welchen Umständen!

Romy Hausmann spielt mit den Begriffen Schuld, Wahrheit, Moral und Freiheit, Recht und Gerechtigkeit, aber auch mit Freundschaft, Liebe, Vertrauen und Verrat. Dass man von ihr einen Thriller zu lesen bekommt, der dem Mainstream folgt, war nach dem grandiosen Debut von „Liebes Kind“ nicht zu erwarten. Ich war also mehr als neugierig und gespannt, was die Autorin uns dieses Mal zwischen den Buchdeckeln servieren würde. Mein Gefühl hat mich nicht getrogen, denn der gesamte Thriller besticht durch eine gnadenlose Individualität. Der verschachtelte Erzählstil verknotet auf verschiedenen Zeitebenen verschiedene Protagonisten in verschiedenen Handlungssträngen miteinander und sorgt beim Leser möglicherweise und vor allem zu Beginn für Verwirrung. Nach und nach sorgen dann ein paar wohl platzierte Wissensbröckchen dafür, dass der Leser diesen riesigen Gedankenknoten auflösen kann.

„War nicht genau das immer seine Stärke gewesen? Sich auf die wichtigen Dinge zu fokussieren, Prioritäten zu schaffen und diese abzuarbeiten, unbiegsamer Stahl zu sein, während alle anderen in der Hitze schmolzen wie billiges Plastik?“

Denn nichts ist so, wie es zunächst scheint. Der Erzählweg ist wendungsreich und gaukelt wechselnde Wahrheiten vor. Als Leser wird man permanent mit der Frage beschäftigt, ob dieses oder jenes so richtig ist, ob man Moral und Wahrheit folgen muss oder sie getrost über Bord werfen kann. Das eine oder andere Mal war ich entsetzt ob der Kaltschnäuzigkeit einiger Handlungsträger, die letzten Endes jedoch von der selbst geschaffenen Realität eingeholt wurden. Der Spannungsbogen ist zwar nicht allzu hoch angesiedelt, die Geschichte lebt mehr von dem, was sich subtil abspielt, und von der Ungewissheit der Zusammenhänge, die der motivierte Leser zu ergründen bedacht ist.

Betrachtet man ohne das spektakuläre erzählerische Drumherum den Inhalt, ist die Grundlage der Story gar nicht so besonders. Aber die Kunst liegt halt darin, aus dem Gewöhnlichen etwas Besonderes zu schaffen, und das ist Romy Hausmann definitiv gelungen. Mal von meiner anfänglichen Verwirrung und einer persönlich empfundenen logischen Schwäche abgesehen, ist auch der zweite hausmann´sche Thriller gelungen. Er kommt für mich zwar nicht an „Liebes Kind“ heran, ist aber dennoch lesenswert. Wer besonders umgesetzte Geschichten mag, die einen auch nach der Lektüre durch gewisse Denkanstöße beschäftigen, sollte hier zugreifen!

Inhalt
»Hab dich. Und jetzt spielen wir. Wir spielen: Gericht.«
Es ist Jahre her, dass man Nadja für ein grausames Verbrechen verurteilt hat. Nach ihrer Haftentlassung wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ein normales Leben zu führen. Doch dann geschieht ein Mord. Und der soll ungeschehen gemacht werden. Ein abgelegenes Haus wird zum Schauplatz eines bizarren Spiels ‒ denn Nadjas Vergangenheit macht sie zum perfekten Opfer. Und zur perfekten Mörderin … Ein tief unter die Haut gehender Psychothriller über Schuld, Vergeltung und die Frage, ob ein Täter je wieder frei sein kann.

Autorin
Romy Hausmann, Jahrgang 1981, hat sich mit ihrem Thrillerdebüt ‚Liebes Kind‘ (Februar 2019) sogleich an die Spitze der deutschen Spannungsliteratur geschrieben: ‚Liebes Kind‘ landete auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste, Übersetzungen erscheinen in 15 Ländern. 2019 erhielt sie den Crime Cologne Award 2019, die Filmrechte wurden hochkarätig verkauft. ‚Marta schläft‘ ist ihr zweiter Thriller. Romy Hausmann wohnt mit ihrer Familie in einem abgeschiedenen Waldhaus in der Nähe von Stuttgart.
Quelle: dtv Verlagsgesellschaft


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